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Foto Wärmebildkamera

EINZIGARTIG

Wir wollen alle einzigartig und unverwechselbar sein. Sind wir ja auch. Gesichtserkennung bei Zugangskontrollen und Computern werden immer mehr eingesetzt, da gibt es keine Verwechslung. Darum geht es heute nicht. Aber wenn man mit Chers Mutter verwechselt wird (sie ist nun 92) ist das keine Freude. Heute erzähle ich eine Geschichte, die aus dem Buch von Lily Brett stammt. Ich habe so gelacht, daß ich sie unbedingt weiter erzählen will.( Ja und Lily Brett sieht/sah Cher wirklich ähnlich.)

LILY BRETT

ist Schriftstellerin und lebt in New York. So heißt auch das Buch. Lily Brett New York. Es sind Kurzgeschichten über die ich oft herzlich lachen mußte. Laut! Ich bin gespannt ob Dich diese Geschichte auch so amüsiert wie mich. Kaum jemand von uns will hören „Du siehst aus wie Deine Oma“ oder „wie Dein Opa“, das gilt für Männer. Warum das so ist, weiß ich nicht. Man will auch nicht mit in die Jahre gekommenen Sängerinnen oder Schauspielerinnen verwechselt werden. Man will sein, wer man ist, meinetwegen mit digitaler Gesichtserkennung.

CHERS MUTTER

von Lily Brett (ich habe die Geschichte gekürzt)  In letzter Zeit habe ich mich häufig im Spiegel betrachtet. Eigentlich mag ich keine Spiegel.

Spiegel

Spiegeln an der Wand

Mein Mann sagt, daß ich jedesmal, wenn ich in einen Spiegel sehe, eine Grimasse ziehe. Er sagt, ich könne kaum wissen, wie ich aussehe, weil ich meine Züge immer nur verzehrt wahrnehme. Ich glaube, so verhalten sich viele Frauen. Sie sehen sich schmollend oder streng oder stirnrunzelnd an, so als würde das, was sie zu sehen bekommen, unseren Erwartungen nicht gerecht.

Eine Zeitlang habe ich versucht neutral dreinzusehen, wenn ich mich einem Spiegel näherte, aber es hat nichts genützt. Meine Miene war so steif, als hätte die Totenstarre soeben eingesetzt. Bis vor kurzem ging ich Spiegeln aus dem Weg. Anlass meines neuen Verhaltens war ein Erlebnis in Düsseldorf auf einer Lesereise. Ich wollte zum Friseur gehen, um die kostspieligen, natürlich aussehenden, kunstvoll verteilten Lichter und Schattierungen meiner Haarfarbe auffrischen zu lassen. Der Meister begann die Kolorierung aufzutragen, während ich in einem Buch las. Fünf Minuten später begegnete ich seinem prüfenden Blick im Spiegel.

Sie sehen aus wie Chers Mutter, sagte er ganz aufgeregt. Ich zuckte zusammen! Ich hatte mich zweifellos verhört. Was hatte er gesagt? Ich sehe aus wie Chers Mutter? Er wiederholte den Satz strahlend. Ich sah ihn an. Lag es vielleicht an seinem Englisch? Wollte er vielleicht sagen Chers Schwester? Das haben ihnen sicher schon viele Leute gesagt, meinte er. Nichts zu machen. Er meinte tatsächlich Chers Mutter. Ich sah mich im Spiegel an. Ich war ein wenig blaß. Aber Chers Mutter? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Meine Laune sank in den Keller.  

Katze

Katze mit schlechter Laune?

Cher und ich sind gleich alt!! Ich sah mich wieder an. Jetzt war ich noch blasser und sah älter aus. Hat Ihnen das noch nie jemand gesagt, daß Sie wie Chers Mutter aussehen? fragte der junge Mann verblüfft. NEIN, sagte ich kurz angebunden und senkte meinen Kopf in das Buch. Das beeindruckte ihn nicht und er rief in den Salon hinein. Finden ihr nicht auch, daß sie aussieht wie Chers Mutter?  Ja, als ich jünger war wurde mir öfter gesagt ich habe Ähnlichkeit mit Cher. Mit Cher und nicht mit Ihrer Mutter.

Ich war deprimiert und schämte mich weil ich deprimiert war. Gleichzeitig dachte ich mir es gibt wichtigeres im Leben ob man aussieht wie Cher oder wie Chers Mutter. Der Gedanke verfolgte mich den ganzen Tag. Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich den Gedanken nicht vertreiben konnte. Am liebsten wäre ich in den Friseursalon zurückgegangen um den jungen Mann zu verprügeln. Warum mußte er sagen ich sehe aus wie Chers Mutter?

Am Abend war ich immer noch übellaunig und erschöpft von den Terminen des Tages. Ich ging in mein Hotel. Es war eines jener Hotels, wo die graue, harte Neonzimmerbeleuchtung einem den letzten Frohsinn raubt und die Spiegel im Aufzug einen aussehen lassen wie  Graf Dracula, bevor er sich mit Blut auffrischt. Ich frage meine Verlegerin ob wir in ein anderes Hotel ziehen können. Wegen einer Konferenz war jedoch alles ausgebucht.

Als ich endlich ins Bett ging kam ich mir vor wie Chers Großmutter.“

Mädchen mit Flügerl

Das war die Geschichte von Lily Brett. Ich würde sagen wir lassen uns viel zu schnell aus dem Konzept bringen bei solchen Äußerungen. Amüsant fand ich die Erzählung trotzdem. Gabi

 

 

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4 Kommentare

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    Antworten
    Ingrid Staufer
    27. Oktober 2018 at 10:10

    Hahahahaha, wirklich sehr zum Lachen. Tja das mit den Gedanken ist leider wirklich gemein. Grad heute hab ich wieder gelesen, das Gedanken, die man eigentlich meiden will, alle paar Minuten wiederkommen.
    Bitte Gabi, falls ich mal wieder so einen Tag habe: RUF MICH ALLE ZEHN MINUTEN AN 🙂
    lg ingrid

    • Gabi
      Antworten
      Gabi
      27. Oktober 2018 at 12:39

      Ja, das ist so wie „Denken Sie nicht an einen rosaroten Elefanten“. Das kann a Plage werden. Lg. Gabi

  • Avatar
    Antworten
    Sabiene
    29. Oktober 2018 at 21:09

    Chers Mutter oder Großmutter?
    Das wäre ja zum Verzweifeln! Cher wäre inzwischen schon eine Strafe!
    LG Sabienes

    • Gabi
      Antworten
      Gabi
      1. November 2018 at 19:04

      Ich habe mich abgewuzzelt beim Lesen. Dabei war ich so hin und weg von Cher im Film „Mondsüchtig“ ist aber auch schon ein paar Jährchen her. Liebe Grüße Gabi

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